Ansprechpartnerin mit eigenen Erfahrungen
Athletenmanagerin ist der offizielle Titel von Pamela Dutkiewicz-Emmerich. Doch die ehemalige Spitzen-Leichtathletin soll sich nicht um die Vermarktung kümmern, sondern das Umfeld für Athletinnen und Athleten verbessern. Im Gespräch fragt sie deswegen: „Was hast Du schon? Was brauchst Du noch?“
Das ist eine Erfolgsbilanz: Bronze bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2017 in London, Silber bei den Europameisterschaften 2018 in Berlin, Halbfinale bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro. Jeweils über die 100 Meter Hürden. Dazu unzählige Deutsche Meistertitel. Eigentlich hätte Pamela Dutkiewicz-Emmerich auf eine erfüllte sportliche Karriere zurückblicken können, als sie im Herbst 2021 diese beendete. Doch sie hatte noch Pläne, wollte bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio ebenso starten wie bei den Europameisterschaften 2022 in München. „Eigentlich war ich schon qualifiziert, aber ich konnte keinen Lauf mehr absolvieren, weil mein Körper so geschwächt war“, erzählt sie heute. Schuld daran waren unter anderem langwierige Verletzungen.
Von den schmerzhaften Erfahrungen, die Pamela Dutkiewicz-Emmerich als Sportlerin machen musste, kann sie heute profitieren. Seit November 2024 ist die mittlerweile 33-Jährige beim Olympiastützpunkt Stuttgart (OSP) tätig. Athletenmanagerin ist ihr offizieller Titel. Dabei geht es nicht darum, die Athletinnen und Athleten zu vermarkten. Sie soll Ansprechpartnerin sein, im besten Fall eine Person des Vertrauens, zu der man geht, wenn man glaubt, dass Stolpersteine im Weg liegen. Wichtige Partner bei ihrer Arbeit sind Sascha Molt, der OSP-Laufbahnberater und Dagmar Tränklein, die Vertrauensperson am OSP. „Wir haben unterschiedliches Knowhow, unterschiedliche Kompetenzen“, sagt die ehemalige Sportlerin. „Pamela Dutkiewicz-Emmerich ist für uns mit ihren eigenen Erfahrungen ein Glücksfall“, sagt Ulrich Derad, Hauptgeschäftsführer des Landessportverbandes Baden-Württemberg (LSVBW).
Schon während ihres Lehramtsstudiums stieg ihr Interesse an der Psychologie mehr und mehr. Deswegen ging die gebürtige Kasselanerin, die lange für den TV Wattenscheid gestartet war, auch nicht an eine Grundschule, sondern hängte unmittelbar eine Ausbildung zum Systemischen Coach dran, arbeitete als Trainee im Gesundheits- und Personalmanagement und machte eine Ausbildung zur Sport-Mentaltrainerin. Mit diesen Werkzeugen ausgestattet, begleitet sie Menschen, „damit wir gemeinsam eine Lösung für ihr Problem finden“, umschreibt sie ihre Aufgabe. „Sie soll als ehemalige Spitzensportlerin dazu beitragen, dass wir atmosphärische Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Spitzensport schaffen“, sagt Derad.
Momentan führt sie Erstgespräche mit den etwa 120 Athletinnen und Athleten, die sich auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles vorbereiten. Es sind zwei Fragen, die sie stellt: „Was hast Du schon? Was brauchst Du noch?“ Bei diesen Gesprächen stelle sie immer wieder Parallelen zwischen den Herausforderungen, die sie während ihrer Karriere meistern musste, und denen aus dem Team Olympia 2028 fest. „Meine Erfahrungen, die ich gemacht habe, sind heute sehr wertvoll für mich und ich kann sie perfekt einsetzen“, erklärt sie.
Eine zentrale Bedeutung fällt dem Verhältnis zwischen Sportler und Trainer zu. Weil häufig bis an die Grenzen trainiert wird, kommt es zu psychischen und physischen Drucksituationen. Entscheidend ist dann, wie die verschiedenen Parteien damit umgehen. „Ich habe selber sieben Jahre mit der Gewichtsproblematik gekämpft, habe Erniedrigungen erfahren, indem man mich als „die Pummelige“ bezeichnet hat und man mich ständig auf die Waage stellte“, erzählt die 33-Jährige, die mittlerweile Mutter eines zweijährigen Sohnes ist. Zufrieden stellt sie aber auch fest: „Seit meinem Ausstieg ist viel in der öffentlichen Wahrnehmung und Sensibilisierung für das Verhältnis Trainer-Athlet passiert.“ Wenn das kein Erfolg ist.